Nachdem der HERR in Esra 1 den Geist des Kyrus und eines Überrests des Volkes Israel erweckt hatte, folgt in Kapitel 2 eine lange Aufzählung der Rückkehrer. Dabei werden nicht nur die Anführer (Vers 2) genannt, sondern alle Männer, Priester, Leviten, Sänger, Torhüter, Tempelsklaven und Nachkommen der Sklaven Salomos (Verse 3-58). Der Höhepunkt dieser Auflistung wird in den Versen 64-67 erreicht: „Die ganze Gemeinde zählte insgesamt 42.360, ausgenommen ihre Knechte und Mägde; diese waren 7337; dazu 200 Sänger und Sängerinnen. Und sie hatten 736 Rosse, 245 Maultiere, 435 Kamele und 6720 Esel.“ Wie kostbar ist es, dass Gott sogar die Knechte, Mägde und Tiere – ja, bis zum letzten Esel – aufzählt. Er schätzt es, wenn wir uns für den Wiederaufbau seines Hauses hingeben. Eine Auflistung derjenigen, die in Babylon geblieben sind, existiert nicht.
Die Rückkehr
Die Rückkehr war mit einem langen, beschwerlichen Fußmarsch verbunden. Mehr als tausend Kilometer mussten über mehrere Wochen hinweg bewältigt werden. Dennoch war sicherlich eine große Freude unter dem Volk. Jesaja 51:11 zeigt uns: „So werden die Erlösten des HERRN heimkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen.“ Der HERR füllt uns mit seiner ewigen Freude, wenn wir uns für den Aufbau seiner Gemeinde geben.
Die geistliche Bedeutung Jerusalems
Psalm 137 weist darauf hin, dass es auch während der Gefangenschaft solche gegeben hatte, die Jerusalem nie vergessen haben. Als einmal Babylonier einige Israeliten dazu aufforderten, von den Liedern Zions zu singen, antworten diese: „Wie könnten wir das Lied des Herrn in einem fremden Land singen? Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusalem nicht über meine höchste Freude setze“ (Ps. 137:4-6). In diesen Versen erkennt man eine wirkliche Freude, Liebe und Wertschätzung für Jerusalem.
Für uns Gläubige heute hat Jerusalem die Bedeutung der Gemeinde, die Christus bauen möchte (siehe Hebr. 12:22-24, Mt. 16:16-18). Mögen auch wir Christus und die Gemeinde über unsere höchste Freude setzen! Hier geht es um mehr, als nur verstandesmäßig erkannt zu haben, dass Christus seine Gemeinde bauen möchte. Der HERR möchte unseren Geist erwecken (siehe Esra 1) und klare Offenbarung im Geist schenken, die unserem Leben eine entschiedene Ausrichtung gibt und uns mit unvergleichlicher Freude füllt.
Wie David die Vision sehen
David – in Apg. 13:22 „Mann nach dem Herzen Gottes“ genannt – hatte eine sehr klare Vision des Hauses Gottes. Er war sogar die erste Person, die erkannt hatte, dass Gott ein Haus auf dieser Erde haben möchte. Und obwohl er für dieses Haus, den ersten Tempel Jerusalems, nur die Pläne und Baumaterialien vorbereitet hatte, nicht aber am Bau und der Fertigstellung beteiligt sein durfte, schreibt er in einigen seiner Psalmen Erstaunliches:
„Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des HERRN gehen!“ (Psalm 122:1)
„Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gern: dass ich im Haus des HERRN bleiben könne mein Leben lang“ (Psalm 27:4a)
„Und ich werde wohnen im Hause des HERRN immerdar“ (Psalm 23:6b)
Wie kann jemand, der den vollendeten Tempel nie mit seinen eigenen Augen gesehen hat, so etwas schreiben? Sicherlich waren die inneren Augen seines Herzens erleuchtet durch eine Offenbarung, die Gott ihm gegeben hatte. Möge der HERR auch uns solch eine Vision schenken, mithilfe derer wir nicht auf das Sichtbare und die oftmals schwierigen Umstände schauen, sondern seiner Verheißung glauben: „… auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Mt. 16:18b).
Wenn unser Geist erweckt ist und wir Offenbarung über den Wiederaufbau der Gemeinde haben, geben wir uns gerne dafür hin. Zunächst weihen wir dem HERRN unser Herz, dann aber auch ganz praktisch unsere Zeit und unsere Kraft. David hält in Psalm 132 fest: „Ich will meine Augen nicht schlafen lassen, noch meine Augenlieder schlummern, bis ich eine Stätte für den HERRN finde, eine Wohnung für den Mächtigen Jakobs.“ Auch an den Rückkehrern in Esra 2 stellen wir eine große Hingabe fest. Schon allein der lange Fußmarsch, den sie auf sich genommen hatten, verdeutlicht dies. Zudem heißt es in den Versen 68-69: „Und als einige Häupter der Sippen zum Hause des HERRN in Jerusalem kamen, gaben sie freiwillig für das Haus Gottes, damit man’s an seiner früheren Stätte erbaue, und gaben nach ihrem Vermögen zum Schatz für das Werk 61.000 Gulden und 5000 Pfund Silber und 100 Priesterkleider.“ – Ein ungeheurer Wert! Kostbar ist auch, dass all dies freiwillig geschah. Unsere Hingabe soll nicht durch menschlichen Druck oder Drängen von Geschwistern erzeugt werden, sondern aus freiem Willen, von Herzen, und aus Liebe zu unserem Herrn.
So steht es auch in Hohelied 1:4 geschrieben, einem Buch, das die Liebesbeziehung Christi und der Gemeinde beschreibt: „Zieh mich, und wir laufen Dir nach!“